Seit Fifty Shades of Grey hat sich so einiges getan. Auf einmal scheint es nicht nur salonfähig zu sein über sein Sexualleben zu reden, sondern auch noch die eine oder andere BDSM-Praktik zumindest probiert zu haben.

Was ist aus den ehemals prüden Deutschen geworden?

Diese Frage stellen sich nicht nur Europäer, Amerikaner, Japaner oder Neueseeländer, sondern auch Inländer selbst. Sex goes Small-Talk scheint ein Trend zu sein, der sich nach Veröffentlichung der Bestseller rund um BDSM nicht mehr bremsen lässt. Fifty Shades of Grey 2 steht in den Startlöchern und noch immer treten neue Webseiten und Shops hervor, als wenn es in den letzten Monaten des Jahres 2015 nicht schon genügend Online-Material gegeben hätte. Das Thema BDSM ist noch immer so heiß, wie Kim Kardashians Allerwertester. Und ein Ende scheint vorerst nicht in Sicht. Anscheinend haben sich doch noch nicht alle Deutschen an das Thema herangewagt, so dass die Nachfrage und damit das Angebot mit anhaltendem Einblick in die Szene noch immer steigt.

BDSM-Singlebörsen und BDSM-Ratgeber-Seiten boomen

Fetisch und Sadomaso waren gestern, heute muss es BDSM sein. Eine Mixtur aus allem und nichts. Denn erlaubt ist letztlich, was das Paar oder die Gruppe gemeinhin zulassen. Kein Wunder, dass bei der Offenheit und der Nachfrage brave Blümchen-Swinger-Clubs einen neuen Anstrich hinlegen, ein paar neue Spielzeuge und -Geräte gegen Sofa, Kingsize-Betten und wohnlicher Atmosphäre eintauschen, um dem neuen Trend und fast schon In-Sex genügend Platz einzuräumen. Doch, was steckt wirklich hinter der Neugier nach BDSM? Steckt der Antrieb im Mitreden oder soll es tatsächlich durch nur einen Kinofilm gelungen sein, eine ganze Sex-Generation auf BDSM zu bringen, so dass Sex in der Missionarsstellung oder der good old Doggy Style als out und kitschig gilt?

Wenn Schläge und Schmerz die Lust wecken

Wissenschaftler streiten sich noch immer, worin der Erfolg der Szene zu begründen ist. Entgegen dem Glauben einer Vielzahl, wurden die BDSM-Praktiken nicht erst mit dem Kinofilm und den Romanen von Christian E.L. James Wort für Wort festgeschrieben. Vielmehr handelt es sich eher um eine Art Konsum- oder Trendwelle, für die die Generationen seit der 90er Jahre bekannt sind. Statt einer Welle der Moral und Empörung folgt das Ausprobieren und im Zweifelsfall irgendwie mitmachen. Denn bei BDSM handelt es sich um eine vielschichtige Form des Liebesspiels. Hier geht es um mehr als um ein Stop-Wort und Nippelklammern, es geht um ein ganzes Regularium, das erst mit Kennen und korrektem Anwenden zu einem wahren Erleben führen kann.

Eine Vergewaltigung ist keine Vergewaltigung?

Wie weit Medien und der Hype um ein Tabu-Thema die Moral von der Zivilcourage entfernen und gar entzweien können, zeigt eine viel diskutierte bis umstrittene Szene in Fifty Shades of Grey. In einer, sozusagen jener Szene, kommt es zu einer derartigen Dominanz von Mr. Grey gegenüber seiner TV-Sklavin, dass selbst Kenner der nationalen und internationalen Szene von einer klaren Vergewaltigungsszene sprechen. Doch bei aller Verherrlichung von Gewalt, Dominanz, Unterwerfung und Erniedrigung, ist BDSM weit entfernt von Vergewaltigung und echter, einseitig gerichteter Gewalt. Wie auch beim Kamasutra Sex handelt es sich beim BDSM-Sex, genau, wie beim Fetisch-Sex oder beim SM-Sex um eine sexuelle Stimulation, die auf Gewaltansätzen ohne loslassen der Zügel basiert. Dies haben leider die wenigsten Anfänger verstanden, wodurch die Gefahr der Missverständnisse und Verrohung des sexuellen Miteinanders als negativer Nebeneffekt zustande kommt. Damit es beim BDSM um real BDSM geht, sollte sich also die Zeit genommen werden zu verstehen, was eigentlich wirklich hinter dem Mix aus Bondage and Discipline, Dominance and Submission, Sadism and Masochism steht.